Nächtliche Premiere in Duisburg-Meiderich
Er setzte Mick Jagger ins rechte Licht und erfand für Pink Floyd
das aufblasbare Riesenschwein - jetzt verwandelt Jonathan Park
das frühere Hüttenwerk Meiderich in eine gigantische Nacht-Skulptur.
Dieser Anblick soll ehemalige Arbeiter der Hütte schon zu Tränen
gerührt haben, und die Stadt Duisburg möchte den Industrie-Riesen
am liebsten jede Nacht inszenieren. Gestern jedenfalls, nach Anbruch
der Dunkelheit, gab es eine offizielle Premiere mit Stadtentwick-
lungs-Ministerin Brusis, mit Duisburgs Oberstadtdirektor Giersch und
IBA-Chef Karl Ganser. Und alle, alle waren hingerissen ...
.. von den ersten blauen Lichtpunkten auf den Windenhäusern, von dem
zarten Schimmer auf den Schornsteinen. Ein dusterer Koloß verwandelt
sich. Rot legt das Licht bauchige Rohre frei. Dann scheinen Neon-
ringe rot, grün und blau um Schornstein-Enden zu schweben. Gestänge
bekommt farbige Konturen, der stählerne Ausleger-Kran nimmt im
stärker werdenden Grün immense Ausmaße an.
Ein Computer, 400 Lampen, zehn Schaltkreise und vier Programme sind
für dieses Spektakel verantwortlich und - Jonathan Park. 55 Jahre ist der
Mann, Londoner und eigentlich war er einmal Ingenieur. Doch das ist
mehr als 20 Jahre her. Seine Freizeit verbrachte er damals damit, Kinder
zu amüsieren. mit Shows, Clownerien und ungewöhnlichen, aufblasbaren
Objekten. 1976 bat ihn die Rockgruppe Pink Floyd, ein solches Flug-
Objekt für ihre Show zu entwerfen. Die Show-Karriere des Jonathan Park
begann. Seitdem setzte Park viele Stars und Ereignisse in Szene:
Von Tina Turner über Simply Red bis zu George Michael, von der
Eröffnungs-Zeremonie der Expo in Sevilla bis zur Nelson-Mandela-
Geburtstagsfeier 1988 im Wembley Stadium.
Und nun Meiderich. Die Idee, das Stahlwerk in Licht zu tauchen, ihm ein
Nachtgesicht zu geben, entstand vor zwei Jahren. Da machte man sich
bei der Internationalen Bauausstellung (IBA) Gedanken über die eigene
Präsentation im Ausstellungsjahr 1999. Meiderich, die strahlende Hütte,
war ursprünglich nur als Projekt auf Zeit gedacht, soll nun aber zur
dauerhaften Landmarke des Ruhrgebiets werden. Eine, die zu besonderen
Anlässen leuchtet.
Auf jeden Fall aber wird sie Teil einer auch touristisch interessanten
Route für Industriekultur durch das Ruhrgebiet werden. 18 Denkmale
der Industrie, die bei Nacht ein ganz eigenes Profil erhalten sollen
(Quelle: Hayke Lanwert - WAZ DUISBURG - Dez. 1996)
1.2/25/04/97